Die deutschsprachige ICF ist eine Übersetzung der englischsprachigen Originalfassung der WHO.

Entstehung der englischsprachigen ICF der WHO

Die weltweit steigende Lebenserwartung der Bevölkerung führt zu Veränderungen des Krankheitsspektrums: Chronische Krankheiten und die Folgen von Krankheiten und Behinderungen nehmen zu. Damit gewinnt die Notwendigkeit der Versorgung von Menschen mit bleibenden Beeinträchtigungen, z.B. im Hinblick auf Mobilität, Kommunikation, Erwerbstätigkeit und Selbstversorgung, an Bedeutung.

ICIDH - Klassifikation der "Folgen von Krankheit"

Gesundheitspolitisches und ärztliches Handeln können sich also nicht mehr nur auf die Behandlung von Krankheiten beschränken, sondern müssen auch die Folgen von Krankheiten, Störungen und Behinderungen lindern: Das Konzept "Krankheit" - beschrieben durch die Diagnosenklassifikation ICD-10 - reicht nicht mehr aus. Um Gesundheitszustand und Bedarf an Rehabilitation umfassend zu beschreiben, bedarf es einer Ergänzung der ICD.

Während die ICD-10 Krankheiten in einem einachsigen monohierarchischen System darstellt, führten bereits in den frühen 70ern Überlegungen der WHO zum Vorschlag einer mehrachsigen Klassifikation der Folgen von Krankheiten:

  1. Bei der Betrachtung der Folgen von Krankheiten sollte zwischen der strukturellen Schädigung, der funktionalen Störung und den damit verbundenen sozialen Beeinträchtigungen unterschieden werden.
  2. Die verschiedenen Aspekte sollten in getrennten, parallelen Klassifikationen erfasst werden.

1980 kam die primär defiziorientierte ICIDH, die "International Classification of Impairments, Disabilities and Handicaps" der WHO als dreiachsige Klassifikation der Folgen von Krankheiten heraus.

ICIDH-2 - Klassifikation der "Komponenten von Gesundheit"

Bereits 1993 wurde eine Revision der ICIDH beschlossen. Kritisiert wurde vor allem die eindimensionale defizitorientierte Sichtweise der ICIDH, nach der stets der Schädigung eine Fähigkeitsstörung folgt, die zu sozialer Beeinträchtigung führt, die Beschreibung positiver Erfahrungen und Aspekte war nicht möglich. Auch waren wichtige Komponenten im Prozess der sozialen Beeinträchtigung, nämlich äußere (Umwelt)faktoren und innere, auf die Person bezogene Faktoren, nicht berücksichtigt. Bei der Beschreibung der Schädigungen sollten außerdem neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in Bezug auf grundlegende biologische Mechanismen berücksichtigt werden.

Im Rahmen der Revision entwickelte sich die ICIDH als Klassifikation der "Folgen von Krankheit" zu einer Klassifikation der "Komponenten von Gesundheit" und nimmt bezüglich der Ätiologie einen neutralen Blickwinkel ein.

1997 wurde ein Beta-1-Draft der ICIDH-2, der alle Verbesserungsvorschläge integrierte, für systematische Feldversuche freigegeben. Die Auswertung dieser Feldversuche führte zum Beta-2- Draft, der ebenfalls international in umfangreichen Feldversuchen getestet wurde. Auf der Basis der Ergebnisse aus mehr als 50 Ländern wurde im Jahr 2000 ein Prefinal-Draft der ICIDH-2 erarbeitet.

ICF

Der Prefinal-Draft zur ICIDH-2 wurde dann nach weiteren Anpassungen im Mai 2001 als Final draft der 45. Weltgesundheitsversammlung vorgelegt und als "International Classification of Functioning, Disability and Health" (ICF) verabschiedet.

Entstehung der deutschsprachigen Übersetzung der ICF

Ausgangspunkt der offiziellen deutschsprachigen Fassung ist die Übersetzung durch einen Arbeitskreis ehrenamtlicher Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dieser Arbeitskreis hatte bereits die deutsche Übersetzung der Entwürfe Beta-1- und Beta-2-Draft der ICIDH-2 sowie die Anpassung und Ergänzung zur Endfassung der ICF vorgenommen.

Der Arbeitskreis wurde von PD Dr. Schuntermann vom Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR, jetzt: DRV Deutsche Rentenversicherung) geleitet und durch das BMG, das BMA und den VDR gefördert. Die Rechte des Arbeitskreises an der deutschen Fassung wurden auf die Bundesrepublik Deutschland - vertreten durch das DIMDI - übertragen. Rechtsnachfolger des DIMDI ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

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