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ICD-10-WHO Version 2013

Einführung

Eine Klassifikation der Krankheiten kann als eine Systematik von Krankheitsgruppen definiert werden, der Krankheitsbilder nach feststehenden Kriterien zugeordnet sind. Es gibt unterschiedliche Klassifikationsachsen, wobei sich die jeweils gewählte Achse nach dem Verwendungszweck der zu erstellenden Statistik richtet. Eine statistische Klassifikation der Krankheiten muss den gesamten Bereich der möglichen Krankheitsbilder mit einer überschaubaren Anzahl von Kategorien abdecken.

Bei der 10. Revision der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme handelt es sich um die neueste Fassung einer Reihe, die 1893 mit der Bertillon-Klassifikation bzw. dem Internationalen Todesursachenverzeichnis begründet wurde. Ein Gesamtüberblick über die Geschichte der Klassifikation findet sich in Band 2. Während sich der Titel der Klassifikation geändert hat, um Inhalt und Zweck zu verdeutlichen und die ständige Erweiterung ihres Umfanges über Krankheiten und Verletzungen hinaus widerzuspiegeln, ist die gängige Abkürzung "ICD" erhalten geblieben. In der überarbeiteten Klassifikation wurden die Krankheitszustände so gruppiert, wie es für allgemeine epidemiologische Zwecke und für die Erfolgskontrolle von Gesundheitsdiensten am günstigsten zu sein schien.

Die Arbeit an der 10. Revision der ICD begann im September 1983 mit einem Vorbereitungstreffen in Genf. Das Arbeitsprogramm wurde bestimmt von regelmäßigen Treffen der Leiter der WHO-Kooperationszentren für die Klassifikation von Krankheiten. Zur Beratung über die Vorgehensweise fand eine Reihe von Sonderkonferenzen statt, einschließlich jener des Expertenausschusses für die 10. Revision der Internationalen Klassifikation der Krankheiten in den Jahren 1984 und 1987.

Neben den fachlichen Beiträgen verschiedener Gremien und einzelner Sachverständiger gingen auch zahlreiche Stellungnahmen und Vorschläge aus den WHO-Mitgliedstaaten und den Regionalbüros ein, nachdem 1984 und 1986 weltweit Entwurfsfassungen zur 10. Revision verteilt wurden. Nach den eingegangenen Stellungnahmen wünschten viele Anwender, dass die ICD nicht nur die schon immer enthaltenen "diagnostischen Angaben" (im weitesten Sinne des Wortes) umfassen sollte, sondern auch andere Informationen. Aus dem Bestreben heraus, dieser Anforderung vieler Anwender gerecht zu werden, entstand das Prinzip einer "Klassifikationsfamilie" auf der Basis der herkömmlichen ICD in ihrer bekannten Form und Struktur. Dabei soll die ICD der Forderung nach diagnostischen Angaben für allgemeine Zwecke gerecht werden, gleichzeitig aber können weitere Klassifikationen miteinbezogen werden, um entweder für ein und dieselbe Information verschiedene Zugänge bereitzustellen oder um Zugang zu unterschiedlichen Informationen zu bieten (insbesondere Prozeduren in der Medizin und Chirurgie sowie Schädigungen und Fähigkeitsstörungen).

Nachdem während der Erarbeitung der 9. Revision darauf hingewiesen wurde, dass eine andere Grundstruktur den Anforderungen der vielen unterschiedlichen Anwender besser entgegenkäme, wurden mehrere Alternativmodelle geprüft und bewertet. Es stellte sich allerdings heraus, dass sich das traditionelle einachsige Klassifikationsmodell mit der Zeit bewährt hatte, ebenso wie viele andere seiner strukturellen Aspekte, die den Schwerpunkt auf häufige, kostenintensive oder sonst für das öffentliche Gesundheitswesen relevante Krankheitszustände legen. Ein Ersatz durch ein anderes der vorgeschlagenen Alternativmodelle wäre von vielen Anwendern sehr bedauert worden.

Folglich wurde, wie die Arbeit mit der 10. Revision zeigen wird, die traditionelle Struktur der ICD beibehalten. Allerdings wurde das bisherige numerische Verschlüsselungssystem durch ein alphanumerisches ersetzt. Dadurch wird ein breiterer Verschlüsselungsrahmen zur Verfügung gestellt und mehr Raum für künftige Revisionen gelassen, ohne dass es dabei wie früher zu Verschiebungen im Nummerierungssystem kommen muss.

Aus Platzgründen sind bestimmte Störungen des Immunsystems unter den Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe aufgeführt (Kapitel III). Hinzugekommen sind eigene Kapitel für die Krankheiten des Auges und der Augenanhangsgebilde sowie für die Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes. Die ehemaligen Zusatzklassifikationen für die äußeren Ursachen und für die Faktoren, die den Gesundheitszustand und die Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten beeinflussen, gehören nun zur Hauptklassifikation.

Das mit der 9. Revision eingeführte Kreuz-Stern-System zur Doppelklassifizierung bestimmter diagnostischer Angaben wurde beibehalten und erweitert. Die Stern-Achse ist nun in homogenen 3-stelligen Kategorien enthalten.

Inhalt der 3 Bände der ICD-10

Das äußere Erscheinungsbild der Klassifikation hat sich verändert; sie erscheint jetzt in 3 Bänden:

Band 1, Systematisches Verzeichnis: Band 1 enthält den Bericht über die 10. Internationale Revisionskonferenz, die 3-stellige und 4-stellige Systematik der Klassifikation, den Morphologieschlüssel für Neubildungen, Sonderverzeichnisse zur Tabellierung der Mortalität und Morbidität, Definitionen und die Nomenklaturvorschriften.

Band 2, Regelwerk: Neben den früher in Band 1 enthaltenen Hinweisen zur Todesursachen-bescheinigung und zur Klassifizierung enthält Band 2 eine Reihe zusätzlicher Hintergrund-informationen und Erläuterungen zur Anwendung von Band 1, zur Tabellierung und, was in früheren Revisionen vermisst wurde, Informationen über Planungen zum Einsatz der ICD. Ebenso umfasst Band 2 den früher in der Einleitung zu Band 1 enthaltenen historischen Überblick.

Band 3, Alphabetisches Verzeichnis: Band 3 enthält das Alphabetische Verzeichnis sowie eine Einführung und eine erweiterte Anleitung zum Gebrauch des Verzeichnisses.



Die Klassifikation wurde 1989 von der Internationalen Konferenz zur 10. Revision der Internationalen Klassifikation der Krankheiten gebilligt und von der 43. Vollversammlung der Weltgesundheitsorganisation wie folgt angenommen:

Die 43. Vollversammlung der Weltgesundheitsorganisation,
nach Prüfung des Berichtes der Internationalen Konferenz zur 10. Revision der Internationalen Klassifikation der Krankheiten,

1. BILLIGT

(1) die von der Konferenz empfohlene Systematik der dreistelligen Kategorien und der fakultativen vierstelligen Subkategorien sowie die Sonderverzeichnisse zur Tabellierung der Mortalität und Morbidität, die als 10. Revision der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme am 1. Januar 1993 in Kraft treten;

(2) die von der Konferenz empfohlenen Definitionen, Standards und Anforderungen an Erhebungen zur Müttersterblichkeit sowie zur Fetal-, Perinatal-, Neonatal- und Säuglingssterblichkeit;

(3) die von der Konferenz empfohlenen Regeln und Anweisungen zur Auswahl des Grundleidens für Mortalitätsverschlüsselungen und zur Auswahl der Hauptkrankheit für Morbiditätsverschlüsselungen;


2. ERSUCHT den Generaldirektor, das Handbuch der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme herauszugeben;


3. BESTÄTIGT die Empfehlungen der Konferenz bezüglich

(1) des Prinzips und der Einführung einer Familie der krankheits- und gesundheitsrelevanten Klassifikationen. Diese Familie enthält als Kernklassifikation die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme und darüber hinaus eine Anzahl verwandter und ergänzender Klassifikationen sowie die Internationale Nomenklatur der Krankheiten;

(2) der Einrichtung eines zusätzlichen Aktualisierungsverfahrens innerhalb des 10-jährlichen Revisionszyklus.

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