Kodierung der Umweltfaktoren
Umweltfaktoren sind eine Komponente des Teils 2(Kontextfaktoren) der Klassifikation. Diese Faktoren müssen für jede Komponente der Funktionsfähigkeit berücksichtigt und entsprechend kodiert werden (siehe Anhang 2 unter "Ergänzende Informationen": Kodierungsleitlinien für die ICF).
Umweltfaktoren müssen aus der Sicht der Person kodiert werden, deren Situation beschrieben werden soll. "Bordsteinabsenkungen ohne besonderen Belag" z.B. kann für einen Rollstuhlbenutzer als Förderfaktor kodiert werden, für eine blinde Person jedoch als Barriere.
Das erste Beurteilungsmerkmal gibt an, in welchem Ausmaß ein Faktor ein Förderfaktor oder eine Barriere darstellt. Es gibt verschiedene Gründe, warum und in welchem Ausmaß ein Umweltfaktor ein Förderfaktor oder eine Barriere sein kann. In Bezug auf Förderfaktoren sollte der Kodierer Sachverhalte wie Zugang zu Ressourcen, dessen Qualität usw. berücksichtigen. Im Fall einer Barriere könnte es wichtig sein, wie häufig ein Faktor eine Person beeinträchtigt, ob die Beeinträchtigung groß oder klein bzw. vermeidbar ist oder nicht. Es sollte auch berücksichtigt werden, ob ein Umweltfaktor infolge seiner Anwesenheit eine Barriere darstellt (z.B. negative Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderungen) oder infolge seines Fehlens(z.B. ein nicht verfügbarer, aber benötigter Dienst). Die Einflüsse, die Umweltfaktoren auf das Leben von Menschen mit Gesundheitsproblemen haben, sind vielfältig und komplex. Es ist zu hoffen, dass zukünftige Forschung zu einem besseren Verständnis dieser Wechselwirkung führen und möglicherweise die Zweckmäßigkeit eines zweiten Qualifikators für diese Faktoren zeigen wird.
In einigen Fällen können unterschiedliche Umweltfaktorenzu einem einzigen Begriff zusammengefasst werden, wie zu "Armut", "Entwicklung", "ländlicher Rahmen", "städtischer Rahmen" oder "Sozialkapital". Diese zusammenfassenden Begriffe sind nicht in der Klassifikation enthalten. Gleichwohl sollte der Kodierer diese Sammelbegriffe in die sie bestimmenden Faktoren auflösen und diese kodieren. Noch einmal, weitere Forschung ist notwendig, um festzustellen, ob es klare und konsistente Mengen von Umweltfaktoren gibt, die jeden dieser zusammenfassenden Begriffe bilden.
Erstes Beurteilungsmerkmal
Im folgenden wird die negative und positive Skala dafür angegeben, in welchem Ausmaß ein Umweltfaktor als Barriere oder als Förderfaktor anzusehen ist. Ein Punkt "." oder Separator allein bezeichnet eine Barriere, und das "+"-Zeichen bezeichnet einen Förderfaktor, wie unten angegeben.
Barrieren
Kode | Titel |
---|---|
xxx.0 |
Barriere nicht vorhanden (ohne, kein, unerheblich ...) 0-4%
|
xxx.1 |
Barriere leicht ausgeprägt (schwach, gering ...) 5-24%
|
xxx.2 |
Barriere mäßig ausgeprägt (mittel, ziemlich ...) 25-49%
|
xxx.3 |
Barriere erheblich ausgeprägt (hoch, äußerst ...) 50-95%
|
xxx.4 |
Barriere voll ausgeprägt (komplett, total ...) 96-100%
|
xxx.8 |
Barriere nicht spezifiziert
|
xxx.9 |
nicht anwendbar
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Förderfaktoren
Kode | Titel |
---|---|
xxx+0 |
Förderfaktor nicht vorhanden (ohne, kein, unerheblich ...) 0-4%
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xxx+1 |
Förderfaktor leicht ausgeprägt (schwach, gering ...) 5-24%
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xxx+2 |
Förderfaktor mäßig ausgeprägt (mittel, ziemlich ...) 25-49%
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xxx+3 |
Förderfaktor erheblich ausgeprägt (hoch, äußerst ...) 50-95%
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xxx+4 |
Förderfaktor voll ausgeprägt (komplett, total ...) 96-100%
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xxx+8 |
Förderfaktor nicht spezifiziert
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xxx+9 |
nicht anwendbar
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Für die Fälle, in denen kalibrierte Assessmentinstrumente oder andere Standards zur Quantifizierung des Ausmaßes von Barrieren oder Fazilitatoren zur Verfügung stehen, werden breite Prozentbereiche angegeben. Wenn zum Beispiel für eine Barriere "nicht vorhanden" oder "voll ausgeprägt" kodiert wird, hat diese Skalierung eine Fehlertoleranzgrenze von bis zu 5%. "Mäßig ausgeprägt" ist definiert als höchstens der halbe Skalenwert jenes von "voll ausgeprägt". Die Prozentwerte müssen für die unterschiedlichen Domänen als Perzentile mit Bezug auf Bevölkerungsstandards kalibriert werden. Um diese Quantifizierung einheitlich benutzen zu können, müssen Assessmentverfahren durch Forschung entwickelt werden.
Das zweite Beurteilungsmerkmal ist noch zu entwickeln.
© Copyright WHO, DIMDI, 2001-2012 Stand: 19.06.2012